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Konflikte – Gewalt – Krieg

Konflikte als Form menschlicher Interaktion, die Gesellschaften sowohl konstituiert als auch durch deren Verfasstheit hervorgebracht wird, sind ein zentraler Gegenstand der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK). Sie fungieren dabei sowohl als explizites Forschungsthema als auch als inhärentes Element von wissenschaftlichen Fragestellungen. Der Forschungsbereich „Konflikte – Gewalt – Krieg“ bündelt Forschungsarbeiten, die das Konzept und die Funktion von „Konflikt“ und konkrete empirische Fragestellungen zu Konflikten untersuchen. Er fokussiert dabei auf zwei Ausprägungen der Austragung oder auch Eskalation von Konflikten: Gewalt und Krieg.

 

In einer historischen, insbesondere auf das 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bezogenen Perspektive dominieren zwei Auffassungen von Konflikten. Einerseits erscheint Konflikthaftigkeit als Defizit einer Gesellschaft, das in Fortschrittskonzepten evolutionär oder revolutionär zugunsten der Aufhebung aller Interessens- und Weltanschauungsgegensätze beseitigt wird. Die konträre Tendenz lässt sich auf Vorstellungen vom unvermeidlichen „Kampf ums Dasein“ als Motor des sozialen und natürlichen Fortschritts mit der Leitdifferenz von „stark/schwach“ zuspitzen. In der Gegenwart, insbesondere im Lichte aktueller Demokratietheorien, steht tendenziell die Auffassung im Vordergrund, dass die Anerkennung von Konfliktkonstellationen als Folge der pluralistischen Verfasstheit post/moderner Gesellschaften eine Bedingung von Freiheit ist. Nicht die Vermeidung von Konflikten, sondern die Etablierung permanenter Ausverhandlung von fairen Austragungsmodi gilt dementsprechend als eine wesentliche Differenz zwischen demokratischen und autoritären Ordnungsvorstellungen.

 

Gewalt als Form von Konfliktaustragung ist zunächst einmal in ihrer Vielgestaltigkeit zu untersuchen. Auch ihre Definition, die Bedeutungszuschreibung von Handlungen als „Gewalt“ ist von historischen, sozialen und kulturellen Bedingungen abhängig und wandelbar. Ein 2013 erschienenes interdisziplinäres Handbuch (hg. v. Christian Gudehus und Michaela Christ) behandelt als „Praktiken der Gewalt“ eine Bandbreite, die von der Beleidigung über die Ohrfeige bis hin zum Bombardement reicht. Neben der Untersuchung von Gewalthandlungen aus interdisziplinärer Sicht – hier sind die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften ebenso wie Rechts- und Politikwissenschaft oder auch biologisch-medizinische Fächer angesprochen – muss es daher auch um die Frage gehen, welche menschlichen Interaktionen und Beziehungsformen im historischen Ablauf als gewaltförmig bewertet bzw. – insbesondere im Interesse der Opfer – anerkannt werden. Gleichzeitig ist die Verstetigung und damit auch Normalisierung von Gewalt in „Gewalträumen“ oder soziokulturell definiert in „Gewaltgemeinschaften“ ein Aspekt, der die drei Leitbegriffe dieses Forschungsbereichs miteinander verbindet. Gewalt ist jedenfalls als individuelle wie auch kollektive Handlungsweise zu behandeln, wobei der kollektive Aspekt von räumlich wie zahlenmäßig kleinen sozialen Gruppen bis hin zu Staaten reichen kann.

 

Das Phänomen des Kriegs ist daher hier grundsätzlich als weitere Spezifizierung der inner- wie zwischenstaatlichen Konfliktaustragung in den Kontext von Konflikt und Gewalt eingebettet. Krieg weist als Forschungsgegenstand eine lange Tradition auf, war aber bis vor wenigen Jahrzehnten vorrangig die Domäne von Politik- und Diplomatie- sowie der Militärgeschichte, insbesondere als militärische Operationsgeschichte. Vor allem der cultural turn hat zu einer enormen Ausweitung der Forschungsfragen zum Thema Krieg geführt. Der Forschungsbereich greift daher diese neueren Perspektiven auf und verbindet Fragestellungen der Kulturwissenschaften wie z.B. nach der kulturellen und künstlerischen Repräsentation von Kriegen, der Geschlechterforschung, der Kulturanthropologie, aber auch beispielsweise der Friedens- und Konfliktforschung oder des Völkerrechtswissenschaft.

 

2011 gründete sich im Rahmen des Forschungsbereichs eine Arbeitsgruppe „Grazer Forschungen zum Ersten Weltkrieg“, die sich regelmäßig zum interdisziplinären Austausch trifft sowie internationale Forschungskolloquien und Vorträge organisiert.

 

KoordinatorInnen

Sabine Haring, Werner Suppanz

 

Kontakt

Assoz. Prof. Mag. Dr.rer.soc.oec. Sabine Haring Telefon:+43 (0)316 380 - 3552

Kontakt

PD DDr. Werner Suppanz Telefon:+43 (0)316 380 - 8075

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